
Urologie
Häufige und typische Krankheitsbilder
ProstatakarzinomHäufigkeit und Risikofaktoren
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Das Risiko steigt mit dem Alter, insbesondere ab 50 Jahren. Eine familiäre Vorbelastung und bestimmte ethnische Hintergründe können das Risiko erhöhen.
Früherkennung
Die aktuelle Leitlinien empfehlen Männern ab 50 Jahren, mit ihrem Arzt über die Möglichkeit eines PSA-Tests zur Früherkennung zu sprechen. Bei familiärer Vorbelastung sollte dieses Gespräch bereits ab 45 Jahren stattfinden. Der PSA-Test misst ein Protein im Blut, das von der Prostata produziert wird, und kann Hinweise auf Prostatakrebs liefern.
Diagnostik
Bei auffälligen PSA-Werten oder verdächtigen Befunden bei der Tastuntersuchung kann eine Gewebeprobe (Biopsie) der Prostata notwendig sein. Moderne Bildgebungsverfahren wie die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) können dabei helfen, verdächtige Bereiche genauer zu identifizieren. Mehr Informationen über ambulanten MRT Fusionsbiopsien im Salem Krankenhaus finden sie hier.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie hängt vom Stadium und der Aggressivität des Tumors ab:
- Aktive Überwachung: Bei langsam wachsenden Tumoren kann eine regelmäßige Kontrolle ohne sofortige Behandlung sinnvoll sein.
- Operation: vollständige Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) ist eine Option für lokal begrenzten Krebs. Mehr Informationen über die Prostataoperationen im Salem Krankenhaus finden Sie hier.
- Strahlentherapie: Externe Bestrahlung oder Brachytherapie (interne Bestrahlung) können ebenfalls effektiv sein.
- Moderne Kombinationstherapie: Bei metastasiertem Prostatakrebs, also wenn sich der Tumor bereits im Körper ausgebreitet hat, kommen systemische Therapien wie Hormontherapie, Chemotherapie oder neuartige Medikamente zum Einsatz.
Die Wahl der Therapie sollte individuell und in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Nachsorge
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, um ein mögliches Wiederauftreten des Krebses frühzeitig zu erkennen. Diese beinhalten PSA-Tests und gegebenenfalls weitere diagnostische Maßnahmen.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Blasenkrebs ist die fünfthäufigste Krebserkrankung in Europa und tritt vor allem bei Menschen über 65 Jahren auf. Männer sind etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen. Der größte Risikofaktor ist Rauchen, das in bis zu 50 % der Fälle als Ursache gilt. Weitere Risiken sind der berufliche Kontakt mit chemischen Stoffen (z. B. in der Gummi-, Chemie- und Farbindustrie), chronische Blasenentzündungen und bestimmte Medikamente.
Früherkennung
Eine frühe Diagnose verbessert die Heilungschancen. Das erste Warnzeichen ist oft Blut im Urin (Hämaturie), sehr häufig ohne Schmerzen. Bei Verdacht werden eine Urinuntersuchung, Ultraschall und eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) durchgeführt. Ergänzend kann eine Urinzytologie oder eine multiparametrische Bildgebung (CT oder MRT) eingesetzt werden.
Diagnostik
Eine Sicherung erfolgt in der Regel durch eine ambulante Harnröhren- und Blasenspiegelung.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie hängt vom Stadium des Tumors ab:
- Nicht-muskelinvasiver Blasenkrebs (frühes Stadium): Entfernung des Tumors durch transurethrale Resektion (TURB). Mehr Informationen über diese Operationstechnik im Salem Krankenhaus finden Sie hier. Zur Vorbeugung von Rückfällen kann eine intravesikale Therapie mit Chemotherapie Mitomycin (MMC) oder Bacillus-Calmette-Guérin (BCG) erfolgen.
- Muskelinvasiver Blasenkrebs:Häufig ist eine radikale Zystektomie (Entfernung der Blase) mit künstlicher Harnableitung notwendig. Mehr Informationen über diese Operationstechnik im Salem Krankenhaus finden Sie hier. Alternativ kann eine Radiochemotherapie als blasenerhaltende Behandlung erwogen werden.
- Metastasierter Blasenkrebs: Behandlung mit Chemotherapie, Immuntherapie oder zielgerichteten Therapien, um das Wachstum zu verlangsamen und Symptome zu lindern.
Nachsorge
Blasenkrebs hat ein hohes Rückfallrisiko, daher sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen entscheidend. Diese beinhalten wiederholte Blasenspiegelungen, Urinanalysen und Bildgebung je nach individuellem Risikoprofil. Die Nachsorge kann über mehrere Jahre erfolgen, um Rückfälle frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Das Nierenzellkarzinom (RCC) ist die häufigste Form von Nierenkrebs und macht etwa 2–3 % aller Krebserkrankungen bei Erwachsenen aus. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, und das Risiko steigt mit dem Alter, insbesondere ab 60 Jahren. Wichtige Risikofaktoren sind Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und genetische Veranlagungen. Auch bestimmte erbliche Syndrome können das Risiko erhöhen.
Früherkennung
Da das Nierenzellkarzinom in frühen Stadien meist keine Symptome verursacht, wird es oft zufällig bei Ultraschall- oder CT-Untersuchungen entdeckt. Es gibt keine etablierten Screening-Programme, aber bei Risikopatienten mit familiärer Vorbelastung kann eine regelmäßige Bildgebung sinnvoll sein.
Diagnostik
Bei Verdacht auf ein Nierenzellkarzinom erfolgt eine bildgebende Diagnostik mittels Ultraschall, CT oder MRT der Nieren. Diese Verfahren helfen, die Größe und Ausdehnung des Tumors zu bestimmen. Eine Gewebeentnahme (Biopsie) wird meist nur bei unklaren Befunden durchgeführt, da viele Tumoren anhand der Bildgebung gut eingestuft werden können. Ergänzend werden Blut- und Urintests durchgeführt, um die Nierenfunktion zu überprüfen und andere Erkrankungen auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Wahl der Therapie richtet sich nach Tumorstadium, Allgemeinzustand des Patienten und individuellen Faktoren.
- Lokalisiertes Nierenzellkarzinom (Tumor auf die Niere begrenzt): Chirurgische Entfernung, die bevorzugte Behandlung ist die organerhaltende Entfernung des Nierentumors, heutzutage minimal-invasiv (laparoskopisch/roboterassistiert). Mehr Informationen über diese Operationstechnik im Salem Krankenhaus finden Sie hier. Alternativ können ablative Verfahren (z. B. Kryotherapie, Radiofrequenzablation) Patienten die nicht operiert werden können, angeboten werden.
- Fortgeschrittenes oder metastasiertes Nierenzellkarzinom: Systemische Therapie: Bei Ausbreitung des Tumors auf andere Organe werden zielgerichtete Medikamente (z. B. Tyrosinkinase-Inhibitoren) oder Immuntherapien (Checkpoint-Inhibitoren) eingesetzt. Zytoreduktive Nephrektomie: In bestimmten Fällen kann die Entfernung der Niere das Ansprechen auf systemische Therapien verbessern.
Nachsorge
Nach der Behandlung ist eine regelmäßige Nachsorge notwendig, um Rückfälle frühzeitig zu erkennen. Je nach Risiko umfassen die Nachsorgepläne körperliche Untersuchungen, Bildgebung (CT, MRT, Ultraschall) und Laborwerte in bestimmten Zeitintervallen.
Häufigkeit und Risiken
Das Karzinom des oberen Harntrakts (Upper Tract Urothelial Carcinoma, UTUC) ist eine seltene Form von Harnwegskrebs, die das Nierenbecken und den Harnleiter betrifft. Es macht etwa 5–10 % aller Urothelkarzinome aus und tritt häufiger bei Menschen über 65 Jahren auf. Wichtige Risikofaktoren sind Rauchen, chronische Harnwegsinfektionen, berufliche Exposition gegenüber chemischen Substanzen (z. B. aromatische Amine in der Chemieindustrie) und genetische Erkrankungen wie das Lynch-Syndrom.
Früherkennung
Es gibt keine standardisierten Früherkennungsprogramme für UTUC. Ein frühes Warnzeichen ist häufig Blut im Urin (Hämaturie), das nicht von Schmerzen begleitet sein muss. Weitere Symptome können Flankenschmerzen, häufige Harnwegsinfekte oder unklare Gewichtsabnahme sein.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfolgt durch eine Urinuntersuchung auf Krebszellen (Urinzytologie) sowie bildgebende Verfahren wie CT-Urografie oder MRT zur Beurteilung des Tumors. Eine Harnleiterspiegelung (Ureteroskopie) mit Gewebeentnahme (Biopsie) hilft bei der genauen Bestimmung der Tumorart und -ausdehnung.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach der Lokalisation, Größe und Aggressivität des Tumors.
- Lokal begrenzte Tumoren: Kleine Tumoren können mit endoskopischer Resektion (minimal-invasive Laserablation oder elektrochirurgische Entfernung) behandelt werden. In manchen Fällen erfolgt eine lokale Instillationstherapie mit Mitomycin oder BCG zur Senkung des Rückfallrisikos.
- Fortgeschrittene Tumoren oder Hochrisiko-UTUC: Die Standardbehandlung ist eine radikale Nephroureterektomie, also die Entfernung der betroffenen Niere und des gesamten Harnleiters. Mehr Informationen über diese Operationstechnik im Salem Krankenhaus finden Sie hier. Eine perioperative Chemotherapie kann das Rückfallrisiko senken und wird insbesondere bei aggressiven Tumoren empfohlen.
Nachsorge
Aufgrund des hohen Rückfallrisikos sind regelmäßige Nachuntersuchungen essenziell. Dazu gehören Urinanalysen, bildgebende Kontrollen (CT-Urografie, Ultraschall) und endoskopische Untersuchungen der Blase (Zystoskopie), da ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs besteht.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Das Hodenkarzinom ist der häufigste bösartige Tumor bei jungen Männern im Alter zwischen 15 und 40 Jahren, bleibt insgesamt aber eine seltene Krebserkrankung. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber es gibt bekannte Risikofaktoren. Dazu gehören ein Hodenhochstand (Maldescensus testis) in der Kindheit, eine familiäre Vorbelastung und bestimmte genetische Veränderungen.
Früherkennung
Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Heilungschancen erheblich. Männer sollten regelmäßig ihre Hoden auf Knoten oder Verhärtungen abtasten. Erste Anzeichen können eine schmerzlose Schwellung oder eine tastbare Verhärtung im Hoden sein. Bei Verdacht wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Ergänzend werden Tumormarker im Blut bestimmt, darunter Alpha-Fetoprotein (AFP), Beta-HCG und LDH.
Diagnostik
Besteht der Verdacht auf ein Hodenkarzinom, wird der betroffene Hoden operativ entfernt (Orchiektomie) und histologisch untersucht. Eine weitere Diagnostik, einschließlich CT von Lunge, Abdomen und Becken, klärt, ob der Krebs sich ausgebreitet hat. Die Ergebnisse bestimmen die weitere Behandlung.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach dem Tumortyp (Seminom oder Nicht-Seminom) und dem Stadium der Erkrankung.
- Frühes Stadium (auf den Hoden begrenzt): Operative Entfernung des betroffenen Hodens (Orchiektomie). Engmaschige Nachsorge oder ergänzende Chemotherapie/Bestrahlung bei Risikofaktoren.
- Fortgeschrittenes Stadium (mit Lymphknotenbefall oder Metastasen): Kombination aus Chemotherapie und eventuell weiterer Operationen zur Entfernung von Metastasen. In gut ausgewählten Fällen können die Patienten von einer Bestrahlung profitieren.
Hodenkarzinome sprechen sehr gut auf Chemotherapie an, sodass selbst fortgeschrittene Fälle oft geheilt werden können.
Nachsorge
Nach der Behandlung sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich, um ein mögliches Wiederauftreten des Tumors frühzeitig zu erkennen. Die Nachsorge umfasst Blutuntersuchungen auf Tumormarker, bildgebende Verfahren wie CT oder Ultraschall sowie klinische Untersuchungen in festgelegten Intervallen über mehrere Jahre.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Das Peniskarzinom ist eine seltene, aber aggressive Krebserkrankung, die vor allem Männer über 60 betrifft. Die wichtigsten Risikofaktoren sind eine anhaltende Infektion mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), mangelnde Intimhygiene, chronische Entzündungen (z. B. Balanitis), Rauchen und Phimose (Vorhautverengung).
Früherkennung
Eine frühzeitige Erkennung verbessert die Heilungschancen deutlich. Erste Anzeichen sind oft nicht heilende Geschwüre, Knoten oder Verhärtungen an der Eichel oder Vorhaut. Auch Juckreiz, Brennen oder Blutungen können auftreten. Betroffene sollten frühzeitig einen Urologen aufsuchen, da sich das Karzinom sonst ausbreiten kann.
Diagnostik
Zur Diagnose werden eine klinische Untersuchung, eine Gewebeentnahme (Biopsie) und bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT durchgeführt. Falls der Verdacht auf eine Tumorausbreitung besteht, erfolgt eine zusätzliche CT- oder MRT-Untersuchung der Lymphknoten und inneren Organe.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie hängt vom Stadium des Tumors ab.
- Frühes Stadium (auf die Eichel oder Vorhaut begrenzt): Chirurgische Entfernung des Tumors unter Erhalt des Penis, falls möglich. Lasertherapie oder lokale Chemotherapie (z. B. mit Imiquimod oder 5-FU-Creme) in sehr frühen Stadien.
- Fortgeschrittenes Stadium (Tumorwachstum in tiefere Gewebeschichten oder Lymphknotenbefall): Teilweise oder vollständige Penisamputation je nach Ausdehnung des Tumors, Lymphknotenentfernung bei Verdacht auf Metastasen, Strahlentherapie oder Chemotherapie in bestimmten Fällen zur Reduktion der Tumormasse oder bei Metastasen.
Nachsorge
Regelmäßige Nachkontrollen sind essenziell, da das Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors hoch ist. Die Nachsorge beinhaltet klinische Untersuchungen, Bildgebung und ggf. Laboruntersuchungen. Bei fortgeschrittenen Stadien können langfristige Rehabilitationsmaßnahmen und psychologische Unterstützung hilfreich sein.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Das Harnröhrenkarzinom ist eine seltene Krebserkrankung, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen kann, wobei Männer häufiger betroffen sind. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Wichtige Risikofaktoren sind chronische Harnwegsinfektionen, langanhaltende Harnröhrenverengungen (Strikturen), frühere Strahlentherapie im Beckenbereich, humane Papillomavirus-Infektionen (HPV) sowie Rauchen.
Früherkennung
Da das Harnröhrenkarzinom selten ist, gibt es keine standardisierten Früherkennungsprogramme. Erste Anzeichen können Schmerzen oder Blut im Urin, ein tastbarer Knoten, Harnverhalt oder Harnstrahlveränderungen sein. Bei diesen Symptomen sollte umgehend eine urologische Abklärung erfolgen.
Diagnostik
Die Diagnose umfasst eine klinische Untersuchung, eine Harnröhrenspiegelung (Urethroskopie) mit Gewebeentnahme (Biopsie) und bildgebende Verfahren wie MRT oder CT zur Bestimmung der Tumorausdehnung. In manchen Fällen wird eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) durchgeführt, um eine Beteiligung der Blase auszuschließen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach Tumorstadium, Lokalisation und Ausbreitung.
- Frühes Stadium (Tumor auf die Harnröhre begrenzt): Chirurgische Entfernung des Tumors mit Erhalt der Harnröhre, falls möglich. Lasertherapie oder lokale Chemotherapie in bestimmten Fällen.
- Fortgeschrittenes Stadium (Tumorwachstum über die Harnröhre hinaus oder Lymphknotenbefall): Teilweise oder vollständige Entfernung der Harnröhre mit Rekonstruktion oder Umleitung des Urins. Strahlentherapie oder systemische Chemotherapie bei größeren Tumoren oder Metastasen.
Nachsorge
Nach der Behandlung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig, um ein Wiederauftreten des Tumors frühzeitig zu erkennen. Diese beinhalten bildgebende Untersuchungen, Urinanalysen und endoskopische Kontrollen der Harnröhre und Blase.
Epidemiologie
Die Prävalenzdaten zeigen, dass die Symptome des unteren Harntraktes (LUTS) ungefähr 60%-70% der Gesamtbevölkerung betreffen, wobei die Häufigkeit bei Männern etwas höher ist als bei Frauen. Die Prävalenz von LUTS hängt vom Patientenalter ab. Symptome des unteren Harntraktes betreffen etwa 8% der Männer zwischen 31 und 40 Jahren und erreicht 90% bei den 90-Jährigen.
Ätiologie und Risikofaktoren
Bei den Symptomen des unteren Harntraktes handelt es sich um eine multifaktorielle Krankheit. Die häufigsten Ursachen sind: benigne Prostatahyperplasie (BPH), Harnröhrenstrikturen, Unter/Überaktive Blase, neurogene Blasenentleerungsstörung, Blasentumore und Infektionen des Harntraktes.
Diagnostik
Eine adäquate Anamnese ist ein wesentlicher Bestandteil der urologischen Beurteilung. Alle veröffentlichten Leitlinien für LUTS / BPH empfehlen die Verwendung validierter Fragebögen zur Symptombewertung. Mittlerweile stehen mehrere Fragebögen zur Verfügung, die für die Identifizierung und Quantifizierung von Symptomen hilfreich sind Die am häufigsten verwendenden Fragebögen sind: der International Prostate Symptom Score (IPSS), der International Konsultation über Inkontinenz Fragebogen (ICIQ) und der danische Prostate Symptom Score (DAN-PSS). Allerdings sind diese Fragebögen nicht krankheits- oder altersspezifisch. Ein, idealerweise 3 Tage geführtes, Miktionsprotokoll kann ebenso sehr hilfreich sein um die Speicher- und Entleerungsvolumina der Harnblase sowie andere Symptome wie Nykturie (nächtliches Wasserlassen) dokumentieren zu können. Eine digital-rektale Untersuchung ist ausreichend um die Prostatagröße (<50ccm3 oder >50ccm3) grob abzuschätzen. Ultraschalldiagnostik spielt hier eine große Rolle. Mittels trans-rektaler Ultraschalluntersuchung der Prostata (TRUS) kann man die Größe, Form, Begrenzung und Binnenstruktur nicht nur der Prostata, sondern auch der Samenblasen genauer beurteilen. Zudem lässt sich die Größe der Prostata exakt ausmessen und daraus ihr Volumen berechnen. Zusätzlich kann mit dem Ultraschallgerät die Urinmenge die in der Blase nach dem Wasserlassen bleibt (Resturin) dokumentiert werden. In den letzten Jahrzehnten wurde eine Toleranzgrenze von etwa 50ml Resturin etabliert. Neuere Studien haben gezeigt, dass die erhöhten Restharnwerte mit einem erhöhten Risiko für Verschlechterung der Miktionssymptome verbunden sind. Eine weitere, nicht invasive diagnostische Methode ist die Beurteilung der Harnflussrate (Uroflow) die vorzugsweise erst bei einem Miktionsvolumen von >150ml bewertet werden soll. Von den invasiven diagnostischen Verfahren steht eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) und eine Blasendruckmessung (Urodynamik) zur Verfügung die sich allerdings bei einem hoch selektierten Patientenkollektiv empfiehlt.
Therapie
Ein konservativer Versuch in Sinne einer Edukation, Lebensstil- und Ernährungsänderung sowie Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) kann als erster Schritt für Patienten die nur minimal von den Symptomen betroffen sind, empfohlen werden.
Medikamentöse Therapie
Es bestehen mehrere Substanzen für Behandlung der Symptome des unteren Harntraktes.
Alpha-1-Blocker (tamsulosin, alfuzosin, doxazosin, terazosin), die als Antagonisten an α1-und α2-Adrenozeptoren die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin aufheben, können sowohl die Speicher- als auch die Entleerungssymptome reduzieren. Die Prostatagrösse beeinflusst die Wirksamkeit von α1-Blockern in Studien mit Nachbeobachtungszeiträumen von weniger als einem Jahr nicht, aber α1-Blocker scheinen in Langzeitstudien bei Patienten mit kleinerer Prostata (<40 ccm3) wirksamer zu sein. Die Wirkung wird innerhalb von Tagen erreicht. Häufige Nebenwirkungen sind niedriger Blutdruck und abnormale Ejakulation. 5α-Reduktase-Hemmer (finasterid und dutasterid). Die Androgeneffekte auf die Prostata werden durch Dihydrotestosteron vermittelt, was durch das Enzym 5α-Reduktase aus Testosteron umgewandelt wird. Es bestehen zwei Isoformen; 5α-Reduktase Typ 1: vorherrschende Expression und Aktivität in Haut und Leber und 5α-Reduktase Typ 2: vorherrschende Expression und Aktivität in der Prostata. Finasterid hemmt nur 5α-Reduktase Typ 2, während Dutasterid beide 5α-Reduktase-Typen hemmt. Die induzieren die Apoptose (Zelltod) von Prostataepithelzellen, was zu einer Verringerung der Prostatagröße um etwa 18 bis 28% und einer Abnahme der zirkulierenden PSA-Spiegel um etwa 50% nach sechs bis zwölf Monaten Behandlung führt. Bevorzugt werden die größeren Prostatadrüsen (>40 ccm3). Die Wirkung wird innerhalb von Wochen bis Monaten erreicht. Häufige Nebenwirkungen sind reduzierte Libido und erektile Dysfunktion.
Anticholinergika (darifenacin, oxybutynin, propiverine, tolterodine etc.) unterdrücken die Wirkung von Acetylcholin im parasympathischen Nervensystem, indem die den muskarinischen Acetylcholinrezeptor kompetitiv hemmen. Damit werden die Nervenreize, die zu einer Kontraktion der glatten Muskulatur und zur Sekretionssteigerung der Drüsen führen, blockiert. Diese Art der Therapie kann bei Patientinnen/Patienten mit einer Drangsymptomatik als führendes Symptom empfohlen werden. Bei einer Resturinmenge von >150ml sollte diese Therapie nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Die Wirkung wird innerhalb von Tagen bis Wochen erreicht. Häufige Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Obstipation und Schwindel.
Beta-3-Sympathomimetika wirken als β3-Adrenozeptor-Agonisten. Durch eine sympathische Innervation der Harnblase kommt es zu einer Erhöhung der Blasenkapazität und eine Verminderung der Kontraktilität der Blasenmuskulatur. Dadurch werden die Symptome des unteren Harntraktes wie imperativer Harndrang, erhöhte Miktionsfrequenz und Dranginkontinenz gelindert. Die Wirkung wird innerhalb von Tagen erreicht. Häufige Nebenwirkungen (≥ 1/100 bis < 1/10) sind Harnwegsinfektionen und Tachykardie.
PDE 5 Inhibitoren (Tadalafil) verursachen unter anderem eine Erweiterung von Blutgefäßen und können für LUTS Patienten mit/ohne erektile Dysfunktion verwendet werden. Dadurch können nur die subjektiven Symptome gelindert werden, der Harnstrahl bleibt allerding unverändert. Kontraindikationen sind Patienten die mit Nitraten und Stickstoffmonoxid-Donatoren (Molsidomin, Amylnitrit) sowie manchen Alphablockern (doxazosin, terazosin) behandelt sind.
Kombinationstherapie
Eine Kombinationstherapie von Alphablockern und 5α-Reduktase-Hemmern kann Patienten mit IPSS >20, sowie Patienten mit erhöhtem Progressionsrisiko (ältere Männer mit deutlich vergrößerter Prostata und hohem Restharn) angeboten werden. Diese sollte für längeren Zeitraum verabreicht werden, mehr als 1 Jahr, wobei die eventuelle Absetzung der Alphablockertherapie bei gutem Ansprechen erst nach 6 Monaten erfolgen soll. Alphablocker und Anticholinergika können bei Patienten die eine Drangsymptomatik als führendes Symptom zu den bestehenden Miktionssymtpmen haben, empfohlen werden.
Chirurgische Therapie
Die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) stellt seit Jahrzehnten ein Goldstandard für die endoskopische (durch die Harnröhre) Resektion (Hobelung) der Prostata. Häufig wird monopolarer Strom verwendet und durch den Stromfluss von der Resektionsschlinge durch das Prostatagewebe zur breitbasig aufgeklebten Elektrode wird die Wirkung erzeugt. Als Spüllösung muss bei der Resektion mit monopolarem Strom eine salzfreie Spüllösung verwendet werden. Dies birgt die Gefahr einer Einschwemmung von Spülflüssigkeit in das Gefäßsystem (TUR-Syndrom). Als gute Alternative zur monopolaren TURP existiert die Möglichkeit der bipolaren Resektion, als Spüllösung kann physiologische Kochsalzlösung verwendet werden. Bei der bipolaren Technik fließt der Strom im Gegensatz zur monopolaren Technik nur durch einen kleinen Teil des Körpers – denjenigen, in dem die chirurgische Wirkung (Schnitt oder Koagulation) gewünscht ist. Bei den kleineren Prostatadrüsen (<30ml) kann alternativ nur eine Inzision der Prostata (TUI-P) empfohlen werden. Die Prostataadenomektomie ist eine der ältesten urologischen und, zwar eine invasive, aber gleichzeitig eine der effektivsten Operationen für große Prostatadrüsen (>80-100ml). Obstruktive Adenomanteile werden mit dem Zeigefinger enukleiert (geschält). Hierbei kann nur die Blase (Freyer-Verfahren) oder auch die vordere Prostatakapsel (Millin-Verfahren) eröffnet werden. Alternativ können auch die großen Prostatadrüsen endoskopisch (durch die Harnröhre) behandelt werden.
Laser Therapie
Am häufigsten verwendete Operation ist die Holmium Laser Enukleation der Prostata (HoLEP). Die endoskopische Enukleation der Prostata weist im Vergleich zur offenen Operation ein günstigeres perioperatives Sicherheitsprofil auf. Die Langzeitergebnisse bleiben allerdings vergleichbar zwischen beiden Operationsverfahren. Die Lasertherapie beinhaltet, neben der Holmium- Lasertherapie, auch die Verwendung von Greenlight-Laser, auch KTP-Laser (Kalium-Titanyl-Phosphat) genannt, womit das gutartig vergrößerte Prostatagewebe verdampft werden kann, dann auch die Verwendung von Dioden Laser ebenso zur Verdampfung der Prostata und letztlich besteht die Möglichkeit einer Thuliumlaservapoenukleation der Prostata (ThuVEP), wo das Gewebe sowohl verdampft als auch enukleirt wird.
Neue minimalinvasive Therapien
Die Einlage von Prostatagewebe-Retraktoren (UroLift) ist ein neues bereits zugelassenes Verfahren zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung bei Männern die eine antegrade Ejakulation (Samenerguß) erhalten haben möchten. iTIND ist ein Körbchen, welches in die Prostataloge für 5 Tage gelegt wird. Dadurch wird die prostatische Harnröhre remodelliert. Die Aquablation ist ein vollautomatisches System (Aquabeam), welches autonom unter live-Ultraschallkontrolle arbeitet. So wird die Prostata durch einen athermischen Hochdruck-Wasserdampfstahl ausgehöhlt. Das Verfahren ist derzeit noch in der Anwendungs- bzw. Erprobungsphase. Die Rezūm-Wasserdampf-Therapie ist ein minimal invasives Verfahren, bei dem die in Wasserdampf gespeicherte Energie genutzt wird, um das überschüssige Prostatagewebe zu behandeln, das die BPH-Symptome verursacht. Über die fehlenden Langzeitergebnisse sollen die Patienten informiert werden.
Epidemiologie
Es gibt eine Reihe von Krankheiten die eine Blasenentleerungsstörung als Folge haben können. Etwa 60-80% der Patienten nach einem Schlaganfall entwickeln neurourologische Symptome. Gleichzeitig sind diese bei ca. 80% der Patienten nur vorübergehend und dauern etwa 6 Monate. Bis zu 25% der Alzheimer Patienten haben eine Harninkontinenz. Bei fast 50% der Parkinson Patienten werden urologische Symptome bei der Blasenentleerung dokumentiert. Andere Krankheiten wie Spina Bifida, Multiple Sklerose, periphere Neuropathie und degenerative Rückenmarkveränderungen sowie Läsionen stellen für die urologische Mitbehandlung eine besondere Herausforderung dar.
Diagnosesicherung
Die Anamnese spielt eine sehr wichtige Rolle mit dem Fokus auf sowohl urologische als auch neurologische, sexuelle und gastrointestinale Symptomatik. Eine erweiterte fachneurologische Untersuchung, ergänzt mit Blut- und Urinanalysen und spezifischen Fragebögen ist immer hilfreich. Zur Diagnosesicherung werden urodynamische Untersuchungen wie eine Blasendruckmessung oder eine Druck-Fluß-Studie indiziert. Durch diese Verfahren wird ein vollständiges Verständnis der Miktionsverhältnissen erreicht, sodass die therapeutische Maßnahme im Anschluss durchgeführt werden können.
Therapie
Als erster Schritt sollte eine nicht-invasive konservative Behandlung erwogen werden. Diese beinhaltet eine fachliche neurourologische Rehabilitation, Unterstützung bei der Blasenentleerung (Bauchpresse und Trigger Entleerung) sowie durch Elektrostimulationen. Der nächste Schritt wäre die medikamentöse Therapie richtig anzupassen. Die wird in der Regel wegen der Komplexizität der Krankheit als Kombinationstherapie von mehreren Medikamenten (Anticholinergika, Alpablocker, Beta 3 Adrenorezeptoragonisten) durchgeführt. Der Begriff intermittierender Selbstkatheterismus (ISK), beschreibt das wiederholte Legen eines Blasenkatheters zur einmaligen Blasenentleerung durch den Patienten selbst. Das ist eine gut etablierte Methode bei gut ausgewählten Patienten. Als letzte Möglichkeit besteht eine operative Behandlung (Botox, künstliche Schließmuskel oder eine Blasenaugmentation).
Nachsorge
Eine engmaschige Nachsorge ist sehr wichtig um die Funktion des oberen Harntraktes zu erhalten. Jährliche fachurologische- und neurologische Kontrollen sowie urodynamische Reevaluation ist empfohlen.
Klinische Präsentation und Diagnostik
Die Inkontinenz (ungewollter Urinverlust) ist eine zu wenig thematisierte Problematik, die jedoch große Einbüße der Lebensqualität verursacht. Hier sollten die sogenannte Drang- und Belastungsinkontinenz unterschieden werden. Ein Miktionsprotokoll für 48 Stunden ergänzt mit dem Inkontinenzfragebogen können wegweisend sein.
Eine Dranginkontinenz tritt durch unwillkürliche Blasenmuskelkontraktionen, möglicherweise bei geringer Blasenfüllung auf. Aufgrund eines ausgeprägten (imperativen) Harndrangs kommt es zu einem ungewollten Urinverlust. Mögliche Ursachen einer Dranginkontinenz sind Harnwegsinfektionen, Prostatavergrößerungen, eine Detrusorüberaktivität (OAB) oder neurologische Erkrankungen mit urologischen Manifestationen wie z.B. eine Querschnittlähmung oder Multiple Sklerose.
Therapie
Manchmal ist eine Lebensstilveränderung ausreichen um eine klinische Besserung der Symptome zu erreichen. Regelmäßige körperliche Übung, Trinkgewohnheitenanpassung, Blasentraining (Beckenbodengymnastik) und Rauchenreduktion sind die ersten Schritte. Die Therapien können mit Präparaten wie z.B. Anticholinergika bzw. Antimuskarinika oder sogar Beta-Sympathomimetica durchgeführt werden. Bei bestehender Indikation wird eine transurethrale Botulinumtoxin-Injektion in den Detrusor (Blasenmuskulatur) veranlasst. Dieser Eingriff findet meistens in Narkose statt und dauert wenige Minuten. Eine vollständige Wirkung wird erst in ca. 2 Wochen erreicht, und kann für bis ca. 1 Jahr anhalten. Bei der Belastungsinkontinenz kommt es zu Urinverluste, ohne das ein Harndrang vorhanden ist, meistens unter körperlicher Belastung. Die Belastungsinkontinenz wird in 3 Graden geteilt: Grad I: Urinverluste bei Aktivitäten wie Niesen, Lachen,, Husten, oder schwere Aktivitäten, Grad II: Urinverluste bei Aktivitäten des täglichen Lebens wie Aufstehen oder Gehen. Grad III: Verluste bereits im Liegen. Bei der Frau sind die häufigsten Ursachen einer Belastungsinkontinenz eine Abschwächung der Muskulatur und Ligamente des Beckenbodens, sowie eine Bindegewebeschwäche nach der Menopause. Diesbezüglich besteht eine engmaschige Zusammenarbeit mit den Kollegen der gynäkologischen Abteilung, sodass die geeignetste Therapie angeboten werden kann, wie z.B. die Anlage eines TVT oder TOT-Band.Beim Mann ist die häufigste Ursache einer Belastungsinkontinenz eine nicht ausreichende Funktion des äußeren Schließmuskels. Dies entsteht meistens im Zuge eines operativen Eingriffes wie z.B. eine radikale Prostatektomie. Auch hier können Therapien wie Band-Anlage eingesetzt werden. Nicht selten besteht eine gemischte Inkontinenz, die eine höhere therapeutische Herausforderung darstellt. Hier werden möglicherweise mehrere von den o.g. Therapien notwendig, um einen zufriedenstellenden Zustand zu erreichen.
Epidemiologie
Die erektile Dysfunktion (ED) ist die persistierende Unfähigkeit, eine für Geschlechtsverkehr zufriedenstellende Erektion zu erreichen und/oder zu erhalten. Die penile Erektion ist ein komplexer Prozess, der ein neurologisches und vaskuläres Zusammenspiel erfordert. Aktuell wird die erektile Dysfunktion (basierend auf der Ursache) in 3 Kategorien eingeteilt: Organische, psychische und gemischte ED. Die meisten ED-Fälle sind gemischt. Ein fortgeschrittenes Lebensalter korreliert mit einer erhöhten Prävalenz von ED.
Risikofaktoren und Ätiologie
Risikofaktoren eine ED zu entwickeln sind Vorerkrankungen wie die Zuckerkrankheit, kardiale Erkrankungen (hoher Blutdruck, erhöhten Blutfettwerte, Adipositas), periphere Gefäßerkrankungen, eine Prostatavergrößerung, sowie Rauchen und Alkoholabusus. Ebenso kann die Einnahme von manchen Medikamenten (z. B. Wassertabletten oder Blutdrucksenkern) zu einer Potenzminderung führen. Eine besondere Rolle spielen psychische Ursachen wie eine Depression, Angst- und psychiatrische Erkrankungen, sowie deren medikamentöse Therapie. Bei der Hälfte aller ED-Fälle in Patienten unter 40 ist eine ausschließlich psychische Ursache vorhanden. Auch neurogene Ursachen wie eine Querschnittlähmung, Rückenmarksverletzung oder Hirntrauma verursachen häufig eine ED. Operationen oder Bestrahlungen im Becken-Bereich, insbesondere aufgrund einer Krebserkrankung (wie z. B. Prostata- oder Blasenkrebs), erhöhen ebenso drastisch die Wahrscheinlichkeit einer ED.
Diagnostik
Ein wichtiger Bestandteil der diagnostischen Abklärung einer ED ist die sexuelle Anamnese. Informationen wie Dauer, Grad der Erektion, Veränderungen, Partnerwechsel oder nächtliche Erektionen können die Festlegung einer möglichen Therapie erleichtern. Ebenso werden Fragebögen (wie z. B. IIEF) zur Quantifizierung einer ED verwendet. Zusätzlich wird die allgemeine und medikamentöse Anamnese durchgeführt, um oben erwähnte Ursachen auszuschließen. Bei der körperlichen Untersuchung werden Anzeichen einer möglichen Hormonstörung gesucht (Körperbau, Behaarungsmuster, Hodengröße), sowie Hinweise einer neurologischen- oder Gefäßerkrankung. Zum Ausschluss verursachender Vorerkrankungen sollten verschiedene Laborparameter bestimmt werden (Geschlechtshormone, Cholesterin, Blutbild, Schilddrüse- und Leberparameter). Eine psychologische bzw. psychiatrische Mitbeurteilung kann ebenso sinnvoll und zielführend sein, um eine adäquate Therapie einzuleiten. Zur Beurteilung des penilen Blutflusses wird als erstes eine Dopplersonographie durchgeführt. Diese Untersuchung kann mit einer vorherigen Injektion von Medikamenten im Penis kombiniert werden. Erweiternd kann eine nächtliche penile Tumeszenz-Messung erfolgen. Dies wird mit den Kollegen vom Schlaflabor durchgeführt. Bei ursächlichen penilen Durchblutungsstörungen einer ED sollte eine-Arteriographie und Cavernosmetrie mittels CT erfolgen.
Therapie
Einer der wichtigsten und erfolgreichsten Therapiemöglichkeiten bleibt weiterhin die Änderung von Lebensgewohnheiten. Ein Verzicht auf das Rauchen, tägliche körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung können die Entwicklung einer ED verhindern. Ebenso kann die Änderung der Lebensgewohnheiten einen kumulativen positiven Effekt mit anderen Therapien (sei es medikamentös, psychologisch oder chirurgisch) haben. Die medikamentöse Therapie besteht hauptsächlich aus Phosphodiesterase 5 Hemmer (PDE 5-Hemmer). Medikamente wie Sildenafil (Viagra), Tadalafil (Cialis) oder Vardenafil haben einen unterstützenden Effekt auf die Erektion. Rigidität und Erektionsdauer werden erhöht, aber können alleine keine Erektion verursachen/auslösen. Die Nutzung von PDE 5-Hemmern muss mit einem Arzt besprochen werden, da manche Medikamente (wie z.B. Nitrat Präparat und Medikamenten gegen Angina pectoris (Herzschmerzen)) eine absolute Kontraindikation zur Nutzung von PDE 5-Hemmern sind/ nicht mit PDE 5-Hemmern eingenommen werden sollten. Bei zusätzlicher Einnahme von Blutdrucksenkern sollte zudem eine engmaschige Überwachung erfolgen. SKAT (Schwellkörper Autoinjektionstherapie) wird für Patienten mit ausbleibender Wirkung einer medikamentöse Therapie unter den o.g. Medikamente empfohlen. Hierbei unter wird Alprostadil vom Patienten in den Schwellkörper des Penis appliziert. Eine Erektion tritt 5 bis 15 Minuten nach Applizierung/Gabe auf, die Dauer der Erektion ist von der Dosis abhängig. Das Risiko möglicher Komplikationen wie Schmerzen in der Einstichstelle, Blutgerinnsel oder Priapismus (Erektion für länger als 2 Stunden) kann durch eine korrekte Applizierung reduziert werden. Für Patienten mit einer traumatischen Ursache einer ED kann eine gefäßchirurgische Behandlung empfohlen werden. Hier wird eine penile Revaskularisation angestrebt. Die Erfolgsrate bei jüngeren Patienten liegt zwischen 60-70%.
Eine Vakuumtherapie wird in Fällen bei denen eine medikamentöse Therapie nicht empfohlen ist alleine, oder in Kombination mit einer medikamentösen Therapie verwendet. Bei der Vakuumtherapie wird durch ein Plastikzylinder ein Unterdruck mit einer Handpumpe aufgebaut, welcher durch passive Füllung eine Erektion verursacht. Nebenwirkungen können Schmerzen und erschwertes Erreichen eines Samenergusses sein. Als letzte therapeutische Möglichkeit werden Penisimplantate verwendet. Hier sind semirigide Penisprothesen oder hydraulische Penisprothesen möglich.
Quelle: EAU Leitlinien 2025
Leitende Ärzte

Dr. med. Christian Weber
Chefarzt
Dr. med. Christian Weber
- Seit 2008 Chefarzt, Klinikum für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie, Krankenhaus Salem, Heidelberg
- 1997-2008 Leitender Oberarzt, Klinikum für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie, Krankenhaus Salem, Heidelberg
- 1990-1997 Assistenzarzt/Oberarzt der urologischen Universitätsklinik Heidelberg
- 1988-1990 Forschungsaufenthalt Tucson/USA
- 1987-1988 Forschungsstipendium Lübeck
- 1986 Staatsexamen
- Studium in Berlin, Lübeck und Edinburgh