Klinik

07.03.2025

RNZ-Artikel: Mit dem Roboter enden die Neuerungen nicht

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Von Nieren- und Harnleitersteinen über gutartige Prostatavergrößerungen bis hin zu Tumoren an Nieren, Blase oder Prostata: All das gehört zum Behandlungsspektrum der Urologie des Handschuhsheimer Salem-Krankenhauses.

Damit muss das Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung den Vergleich mit größeren Kliniken nicht scheuen. „Wir machen fast alles, was die große Tumorchirurgie auch macht“, sagt Dr. Christian Weber, der 1997 ans Salem-Krankenhaus kam und 2008 die Leitung der Urologie übernahm.

28 Betten hat die Urologie-Station, 1100 Patienten werden hier jedes Jahr behandelt. Sie kommen nicht nur aus Heidelberg, sondern aus der ganzen Region. „Man muss ständig gute Leistung bringen, damit die Ärzte Patienten schicken“, erklärt Weber den guten Stand seiner Abteilung. Das alleine reicht aber nicht aus. „Früher war die Herausforderung, gut zu operieren, heute verlagert sie sich in den administrativen Bereich. Zudem muss man in Zeiten des Fachkräftemangels das Personal im Auge behalten und dafür sorgen, dass die Stimmung gut ist.“

Das Salem-Krankenhaus wird getragen von der Evangelischen Stadtmission. Es durchlief zuletzt ein Insolvenz-Verfahren, jetzt ist es auf Konsolidierungskurs. „Es geht uns so gut, wie es dem ganzen Haus gut geht“, sagt Weber. Schon 1997, als Weber vom Uniklinikum ans Salem wechselte, stand die Station unter einem gewissen Druck – und der hat seitdem nicht nachgelassen. „Die Rahmenbedingungen werden schwieriger“, erzählt der Arzt. Das habe mit höheren Kosten durch den Einsatz von Spitzentechnologie wie der Robotik zu tun, aber auch mit der Gesundheitsreform von Karl Lauterbach.

Urologie-Patienten kommen aus der gesamten Region

Im November 2022 kündigte der Minister im Bundestag den umgehenden Beschluss der sogenannten Hybrid-DRGs an. Das sind Fallpauschalen, deren Höhe nicht davon abhängt, ob die Versorgung der Patienten stationär oder ambulant erfolgt. „Das soll die Kosten dämpfen“, erklärt Weber, um gleich darauf auszuführen, warum das aus seiner Sicht problematisch ist. „Die Pauschale geht von einer ambulanten Operation aus. Das bedeutet einerseits, dass wir die gleiche Leistung für die Hälfte des Budgets erbringen. Andererseits müssen wir die Patienten oftmals früher nach Hause schicken, als uns lieb ist. Das begünstigt eine Drehtür-Medizin, bei der Patienten erst entlassen werden und dann mit Komplikationen wiederkommen“, bemängelt der Arzt.

In der Urologie umfasst der Katalog mit Hybrid-DRGs unter anderem die Entfernung von Harnleitersteinen und Krebs-Operationen am Hoden. Doch dabei blieb es nicht, die Liste wird zunehmend länger. „Seit 1. Januar dieses Jahres zählen auch oberflächliche Blasentumoren dazu“, sagt Weber. Bei diesen Eingriffen können die Ärzte die Patienten am gleichen Tag entlassen oder für eine Nacht behalten – auf Kosten der Klinik. „Das ist eine maßlose Unterfinanzierung. Alle Grund- und Regelversorger stehen vor diesem Problem“, ärgert sich der Mediziner. Will er Patienten länger auf Station behalten und den Krankenhausaufenthalt abrechnen, muss er das gut begründen.

Den Blick auf die Zahlen am Ende eines jeden Monats muss er trotz der Herausforderungen nicht allzu sehr fürchten: Denn die Urologie des Salem-Krankenhauses nimmt auch viele gut bezahlte Operationen vor. Dazu gehören die krebsbedingte Entfernung der Prostata und der Blase sowie die organerhaltende Operation von Tumoren an der Niere. „Das sind gut vergütete Eingriffe. Deshalb stehen wir gut da“, erzählt der Arzt.

Chefarzt Martin Koser will Kooperation mit Uni-Klinikum ausbauen

Rund 300-mal im Jahr kommt der Da-Vinci-Roboter im Salem-Krankenhaus bei Operationen zum Einsatz, über den das Haus seit 2021 dank einer Spende des Unternehmers Wolfgang Marguerre verfügt und der seither dessen Stolz ist. Dr. Martin Koser hatte das Operieren mit dem Roboter am Klinikum Ludwigshafen gelernt, er wechselte damals nach Handschuhsheim. Nun übernimmt er den Chefarztposten von Christian Weber, der in Ruhestand geht. „Die Urologie ist führend dabei, den Roboter einzusetzen“, sagt Koser. Er verhilft den Ärzten zu großer Präzision. „Nieren- und Prostata-Operationen sind ohne ihn gar nicht mehr vorstellbar“, berichtet er.

Dass die Urologie des Salem-Krankenhauses ihre Operationszahlen steigern konnte, ist teilweise auch dem Roboter geschuldet. Mit ihm operiere man zwar nicht schneller als ohne – für eine Prostata-Karzinom-Operation veranschlagt Koser zwei, zweieinhalb Stunden –, aber er ermöglicht eine Erweiterung des Behandlungsspektrums. Dazu gehört die bereits erwähnte organerhaltende Tumorchirurgie an der Niere ebenso wie die Entfernung der Blase, wenn ein Tumor in die Muskulatur eingewachsen ist. „Das ist einer der komplexesten Eingriffe der Urologie überhaupt“, illustriert Koser die Behandlungsbreite des mit 238 Betten vergleichsweise kleinen Krankenhauses.

In Zukunft will Koser die Kooperation mit dem Uniklinikum erweitern – bisher ist die Verzahnung hier noch nicht so eng wie zwischen anderen Abteilungen. Weiterhin plant er, den Schwerpunkt in robotischer Tumorchirurgie auszubauen. Und er will stärker in die Laser-Chirurgie einsteigen – beispielsweise, um eine gutartig vergrößerte Prostata durch die Harnröhre zu entfernen. Es soll bald so weit sein. „Ein neues Gerät ist schon bestellt“, erzählt der Arzt.

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